Vorsicht - Omeprazol

#1 von Hans , 20.09.2009 18:49

Hallo miteinander,

habe mich schon gewundert, in den Schaufenstern einiger Apotheken massive Werbung für das Magenmittel "Omeprazol" vorzufinden. Nun lese ich in einer Fachzeitschrift, daß dieser Wirkstoff, der zu den sogenannten Protonenpumpenhemmern gehört, also die Bildung von Magensäure unterdrückt, nunmehr rezeptfrei zu erhalten ist...

Eine solche Freigabe halte ich verheerend für die Volksgesundheit. So ist es doch sehr verlockend, dieses Medikament bei Sodbrennen einzunehmen - und schwupp ist das Sodbrennen verschwunden... Ist doch ein prima Medikament. Oder ?

Meinen Patienten gegenüber bezeichne ich diese Kapseln gemeinhin als "Sargnägel" wenn sie längere Zeit eingenommen werden. Das Medikament mag ein Segen sein, wenn es kurzzeitig angewendet wird, beispielsweise bei Magengeschwüren oder hartnäckiger Magenschleimhautentzündung. Der Magen wird ruhiggestellt und die Entzündung kann sich besser zurückbilden. Doch sollte eine solche Einnahme keinesfalls über einen längeren Zeitraum als ca. 8 Wochen durchgeführt werden. Doch wie die bisherige Verschreibungspraxis von Ärzten zeigt, ist das wohl eher die Ausnahme...

Das Mittel wird kritiklos als Langzeitmedikation verordnet... Wenn es nun rezeptfrei zu haben ist, dürfte sich eine solche Einnahmepraxis noch verstärken.

Nun will ich versuchen, in wenigen Worten zu beschreiben, wie dieses Medikament wirkt und warum man damit in eine Art Teufelskreis hineinkommen kann. Sich daraus wieder zu befreien wird um so schwerer sein, je weiter die Krankheitsentwicklung bereits fortgeschritten ist...

Das Omeprazol hindert oder hemmt jene Zellen (Belegzellen), die Magensäure produzieren. Also weniger Magensäure, weniger Magenreizung, weniger Sodbrennen oder Magenschmerzen. Doch was manche nicht wissen, ist die Tatsache, daß die gleichen Zellen nicht nur Säure, sondern sozusagen als Abfallprodukt auch Bicarbonat produzieren. Dieses Bicarbonat gelangt in den Zwölffingerdarm und sorgt dort für ein basisches Milieu. Nur unter basischen Bedingungen können die meisten Enzyme im Zwölffingerdarm die Nahrungsbestandteile aufspalten...

Wenn die Enzyme nicht richtig wirken können, weil im Darm so ein Wischi-Waschi-Milieu herrscht, erfährt das natürlich auch die Bauchspeicheldrüse. Die versucht dann entweder immer mehr Enzyme zu produzieren, was öfter zu gefährlichen Stauungserscheinungen des Enzymsaftes führt oder diese Drüse erschöpft sich mit der Zeit und sagt sich, daß die ganze Müh´sowieso keinen Zweck hat... Ergebnis: Bauchspeicheldrüsenschwäche, Neigung zu Diabetes, im ungünstigsten Falle Erscheinungen von Selbstverdauung der Bauchspeicheldrüse. Letzteres geschieht dann, wenn durch Stauungen des Bauchspeichels ein Ableitungskanal brüchig wird. Diese scharfen Enzyme sind dann in der Lage, diese Drüse zu verdauen wie einen Hackepeter... Die Krankheit nennt sich dann exudative Pankreatitis. Und man muß schon Glück haben, wenn man da mit dem Leben davon kommt...zumindest ist aber intensivmedizinische Behandlung erforderlich.

Wenn also die Säureproduktion unterdrückt wird, entsteht auch kein oder zu wenig Bicarbonat für den Dünndarm und was passiert? Die Nahrung wird unzureichend in ihre verdaubaren Bestandteile zerlegt und kommt halbverdaut in den Dickdarm. Dort gärt es dann wie in einem Gärballon, wenn die Kohlenhydrate nicht verdaut werden können und es entstehen Fuselalkohole. Oder es fault, wenn Eiweißbestandteile nicht aufgespalten werden können (Blähbauch). Alles das belastet die Darmschleimhaut enorm und führt zur Degenerationserscheinungen und Entartung der mit ihr verbundenen physiologischen Bakterienflora. Auch Darmentzündungen sind gar nicht so selten.

Dadurch wird die Barrierefunktion der Darmschleimhaut gestört und es wandert aller möglicher Entzündungs- und Giftcocktail über das Blut der Pfortader direkt zur Leber. Die fängt natürlich beizeiten an "zu stöhnen" weil sie nicht mehr alles entgiften kann, was da so angeschwommen kommt. Ergebnis: Leberschwäche, Leberstauungen, Ablagerungen in der Gallenabflußkanälen. Die Entgiftungsleistung der Leber läßt nach und zahlreiche andere regenerierende und Stoffwechselfunktionen dieses Organs ebenso. Der Mensch fühlt sich schlapp und ausgelaugt. Immer öfter "zieht" es unter dem rechten Rippenbogen...

Das geht dann auch am Magen nicht spurlos vorbei. Er wird noch mehr gereizt als vorher, die Dosis von Omeprazol und anderer Medikamente wird erhöht und alles geht in die nächste Runde diese Teufelskreises...

So ist das. Ich erlebe das recht oft bei Patienten, die neu zu mir kommen. Und so macher staunt, wenn ich ihm erklären muß, daß das Omeprazol überhaupt keine Heilwirkung hat, sondern lediglich ein "Stillhaltemittel" ist... Und wir versuchen mit vereinten Kräften wieder von diesem Mittel los zu kommen. Mittlerweile sind mir viele Patienten dankbar dafür, daß sie auf das Mittel verzichten können und sich wieder richtig wohl fühlen.

Solange manche Ärzte ihren Patienten immer noch beschwichtigend sagen können, daß es sich bei Omeprazol um ein "Magenschutzmedikament" handeln würde, erlaube ich mir einfach, einmal diese Wahrheit dazu zu schreiben.

Ein weites interessantes Problem ist die Frage nach den Ursachen dieser heutzutage so häufig auftretenden Magenbeschwerden. Dazu werde ich demnächst an dieser Stelle ebenfalls einige Erfahrungen aufschreiben.

Für heute soll das genug sein. Wer dazu Fragen hat oder eigene Erfahrungen beisteuern kann, ist herzlich eingeladen, hier mitzudiskutieren.

Liebe Grüße und alle guten Wünsche

Euer Hans

PS.: Im angefügten Foto findet Ihr die Omeprazol-Werbung einer Apotheke... (Einfach draufklicken, dann wird es größer.)


Angefügte Bilder:
Omeprazolwerbung.jpg  
 
Hans
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RE: Vorsicht - Omeprazol

#2 von Reinhard , 11.11.2009 17:40

Lieber Hans,
liebe Forumsmitglieder!
Als "noch" Außendienstmitarbeiter der Pharmaindustrie habe ich auch mit großer Verwunderung von der Freigabe niedrig dosierter Omeprazolpräparate gehört und gelesen. Meine Erkundigungen erbrachten, halb hinter vorgehaltener Hand, eine verheerende Antwort warum diese Freigabe politisch durchgepaukt wurde. Zum einen sind Omeprazolpräparate zu einer wahren Volksmedizin geworden. Die Großmengen eingenommener Omeprazole bei "Befindlichkeitsstörungen" wurde zum finanziellen Kraftakt für die Krankenkassen. Mit der Freigabe der Substanz für den OTC Verkauf (over the counter = in Apotheken freiverkäuflich) wurde dieser Kostenfaktor auf die Bevölkerung zurückverlagert. Zum Anderen wird Omeprazol gar zu gerne als Begleitmedikation zu Schmerzmitteln EMPFOHLEN. Gefördert durch allgegenwärtige Werbung werden in der westlichen Welt Riesenmengen von extrem magenschädigenden Schmerztabletten konsumiert. Diese sind großteils rezeptfrei in der Apotheke zu erwerben. Jetzt also kann man diese Großmengen Schmerzmittel mit rezeptfrei zu erwerbenden Magenschutzmitteln verträglicher einnehmen und vermeintlich alle profitieren davon. Entschuldigung - manchmal kann ich mich nur noch in Sarkasmus flüchten.

Hans Dir speziell Alles Gute und DANK für die vielen Male Hilfe!
Grüße
reinhard


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RE: Vorsicht - Omeprazol

#3 von Hans , 15.07.2014 22:59

Omeprazol - ein tückisches Medikament

Hallo miteinander,

nachdem ich schon mehrfach über Praxiserfahrungen mit dem Magensäureblocker Omeprazol geschrieben habe, erreichte mich auch heute wieder eine Zuschrift zu diesem Problem. Hier der gekürzte Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Fichtelmann,
habe in Ihrem Forum über Ihre Ausführung zu dem Omeprazol gelesen und war begeistert, denn wenn es stimmt was Sie schreiben, dann beschreibt es ziemlich genau den Ablauf und was das Teufelszeug alles anrichten kann.
Da ich dieses Medikament seit 5 Jahren nehme und mittlerweile diverse körperliche Probleme habe, vor allem mit den Verdauungsorganen, würde ich gerne wissen, ob Sie schon einmal etwas von dem Reboundeffekt im Zusammenhang mit dem Omeprazol gehört haben?
Es ist nämlich so, dass ich es mehrmals versucht habe abzusetzen und heftiges Sodbrennen bekam, so heftig, dass es mir unmöglich ist das Medikament abzusetzen. Nun weiß ich nicht, wie ich dieses Medikament loswerden kann.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie einen hilfreichen Rat für mich hätten..."



Liebe Frau B.,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Sie sprechen darin ein interessantes Problem an, welches viele Menschen berührt. Deshalb schreibe ich auch so offen darüber.

Es mehren sich heutzutage Patienten, die vieles nachfragen, die verstehen wollen, was mit ihnen geschieht. Damit verbunden ist oft eine gewisse Antipathie gegen synthetisch hergestellte Pharmaka. Das ist auch kein Wunder, denn solche Medikamente greifen in Funktionsabläufe des Organismus ein. Sie hemmen, blocken, regen an, ersetzen etwas oder vergiften und zerstören. Bei reiner pharmazeutischer Behandlung ist es nicht der Organismus und die dem übergeordnete menschliche Seele, die sich mit den Krankheitsursachen und deren Überwindung auseinandersetzen, sondern es entwickelt sich so eine Art pharmazeutische Fernsteuerung des Lebens. Kurzzeitig mag das mitunter segensreich und akzeptabel sein. Langfristig sind damit viele Probleme verbunden.

Wer mit einer Dauermedikamentation zufrieden ist, wird sich oft ohne weiteres Zutun besser fühlen. Die Krankheit, die eigentlich eine Aufforderung zu Veränderung ist, wird in Schach gehalten. An den Krankheitsursachen wird nicht gerüttelt. Ist ja beispielsweise auch viel bequemer, eine oder mehrere Tabletten zu schlucken, als in seinem eigenen Leben etwas zu verändern.

Doch das Leben selbst ist ja Veränderung. Alles ist im Fluss. Wenn nun etwas blockiert wird, was sich eigentlich ausgleichen möchte, warum auch immer, ist das ein Eingriff in das angestrebte Fließgleichgewicht auf allen Ebenen unseres Seins. Die Heilung wird gebremst, die Krankheit konserviert...

Eine zeitlang mag das auch gut gehen. Doch oft beginnt sich eine „Spirale“ nach unten zu drehen in Richtung weiterer Krankheiten und Beschwerden. Sollten auch diese gesundheitlichen Störungen auf die gleich Art „bekämpft“ werden, ist leicht zu ahnen, was daraus wird. Man entfernt sich von Heilung und widmet sich der Krankheit.

Ersetzen wir nun Heilung mit dem Synonym des Lichtes und Krankheit mit dem Synonym der Finsternis, wird das Problem vielleicht noch deutlicher. „Wo Licht ist, muss Finsternis weichen...“ Dies ist zu meinem Leitspruch seit vielen Jahren geworden. Wir sollten uns mit dem Licht befassen, damit wir die eigene Heilung fördern können. Dann brauchen wir uns mit der Krankheit, auch mit der konservierten Krankheit, immer weniger zu beschäftigen. Sie verblasst immer mehr... zugunsten der Gesundheit.

Wie verhält sich das nun in ihrem konkreten Fall, liebe Frau B.?

Der Wunsch, das Omeprazol abzusetzen, ist durchaus verständlich. Doch so einfach geht das nicht. Stellen wir uns eine Analogie dazu vor. Sie haben ein Bein gebrochen. Der Knochen möchte zusammenheilen, muss dazu aber ruhig gestellt werden. Niemand käme doch auf die Idee, die Schiene abzunehmen, ehe der Knochen geheilt ist. Andererseits wird auch jeder froh sein, die Schiene wieder los zu sein, wenn der Knochen geheilt ist. Der Heilprozeß des Knochens bestimmt also die Dauer der Anwendung der Schiene.

Nun brauchen Sie nur noch Knochen durch Magen und Schiene durch Omeprazol zu ersetzen. Dann wird sofort klar, daß das Medikament nicht sinnvoll abgesetzt werden kann, wenn die Magenschleimhaut nicht geheilt ist.

Unsere Aufmerksamkeit sollten wir also darauf richten, was die Magenschleimhaut daran hindert, sich selbst zu heilen. Wir sollten den Magen pflegen und alle Organe und Energiekreisläufe, die damit zusammenhängen.

Liebe Frau B. nun kenne ich Sie nicht persönlich. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur einige Wechselbeziehungen aufzeigen, die zu Magenstörungen führen können. Denken wir dabei an verschiedene Mikroorganismen, zum Beispiel den berühmten Heliobacter pylori. Magenprobleme können aber auch herzbedingt, nierenbedingt, leberbedingt, medikamentenbedingt, nervenbedingt oder auch allergisch bedingt sein, um nur einige Wechselbeziehungen zu nennen.

Vielleicht kommt Ihnen etwas bekannt vor, dann können Sie dort ansetzen. Gehen Sie einfach davon aus, dass Ihr Magen heilbar ist. Machen Sie sich auf den Weg, Ursachen und Wege der Heilung zu suchen. Sicherlich finden Sie dann auch die passende therapeutische Unterstützung. Wir nennen das Weg der Heilung.

Solange sie auf einem solchen Wege wandeln, werden sie immer richtig sein, ungeachtet so manchen Umweges, den man dann auch in Kauf nehmen kann.

Der Schlüssel dazu, chemisch definierte Medikamente absetzen zu können, ist also die Suche nach Heilung und die Heilung selbst.

Dazu, liebe Frau B., wünsche ich Ihnen und allen Lesern dieser Zeilen viel Erfolg und alles erdenklich Gute.

Euer Hans


 
Hans
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zuletzt bearbeitet 09.12.2014 | Top

   


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