Hallo miteinander,
habe mich schon gewundert, in den Schaufenstern einiger Apotheken massive Werbung für das Magenmittel "Omeprazol" vorzufinden. Nun lese ich in einer Fachzeitschrift, daß dieser Wirkstoff, der zu den sogenannten Protonenpumpenhemmern gehört, also die Bildung von Magensäure unterdrückt, nunmehr rezeptfrei zu erhalten ist...
Eine solche Freigabe halte ich verheerend für die Volksgesundheit. So ist es doch sehr verlockend, dieses Medikament bei Sodbrennen einzunehmen - und schwupp ist das Sodbrennen verschwunden... Ist doch ein prima Medikament. Oder ?
Meinen Patienten gegenüber bezeichne ich diese Kapseln gemeinhin als "Sargnägel" wenn sie längere Zeit eingenommen werden. Das Medikament mag ein Segen sein, wenn es kurzzeitig angewendet wird, beispielsweise bei Magengeschwüren oder hartnäckiger Magenschleimhautentzündung. Der Magen wird ruhiggestellt und die Entzündung kann sich besser zurückbilden. Doch sollte eine solche Einnahme keinesfalls über einen längeren Zeitraum als ca. 8 Wochen durchgeführt werden. Doch wie die bisherige Verschreibungspraxis von Ärzten zeigt, ist das wohl eher die Ausnahme...
Das Mittel wird kritiklos als Langzeitmedikation verordnet... Wenn es nun rezeptfrei zu haben ist, dürfte sich eine solche Einnahmepraxis noch verstärken.
Nun will ich versuchen, in wenigen Worten zu beschreiben, wie dieses Medikament wirkt und warum man damit in eine Art Teufelskreis hineinkommen kann. Sich daraus wieder zu befreien wird um so schwerer sein, je weiter die Krankheitsentwicklung bereits fortgeschritten ist...
Das Omeprazol hindert oder hemmt jene Zellen (Belegzellen), die Magensäure produzieren. Also weniger Magensäure, weniger Magenreizung, weniger Sodbrennen oder Magenschmerzen. Doch was manche nicht wissen, ist die Tatsache, daß die gleichen Zellen nicht nur Säure, sondern sozusagen als Abfallprodukt auch Bicarbonat produzieren. Dieses Bicarbonat gelangt in den Zwölffingerdarm und sorgt dort für ein basisches Milieu. Nur unter basischen Bedingungen können die meisten Enzyme im Zwölffingerdarm die Nahrungsbestandteile aufspalten...
Wenn die Enzyme nicht richtig wirken können, weil im Darm so ein Wischi-Waschi-Milieu herrscht, erfährt das natürlich auch die Bauchspeicheldrüse. Die versucht dann entweder immer mehr Enzyme zu produzieren, was öfter zu gefährlichen Stauungserscheinungen des Enzymsaftes führt oder diese Drüse erschöpft sich mit der Zeit und sagt sich, daß die ganze Müh´sowieso keinen Zweck hat... Ergebnis: Bauchspeicheldrüsenschwäche, Neigung zu Diabetes, im ungünstigsten Falle Erscheinungen von Selbstverdauung der Bauchspeicheldrüse. Letzteres geschieht dann, wenn durch Stauungen des Bauchspeichels ein Ableitungskanal brüchig wird. Diese scharfen Enzyme sind dann in der Lage, diese Drüse zu verdauen wie einen Hackepeter... Die Krankheit nennt sich dann exudative Pankreatitis. Und man muß schon Glück haben, wenn man da mit dem Leben davon kommt...zumindest ist aber intensivmedizinische Behandlung erforderlich.
Wenn also die Säureproduktion unterdrückt wird, entsteht auch kein oder zu wenig Bicarbonat für den Dünndarm und was passiert? Die Nahrung wird unzureichend in ihre verdaubaren Bestandteile zerlegt und kommt halbverdaut in den Dickdarm. Dort gärt es dann wie in einem Gärballon, wenn die Kohlenhydrate nicht verdaut werden können und es entstehen Fuselalkohole. Oder es fault, wenn Eiweißbestandteile nicht aufgespalten werden können (Blähbauch). Alles das belastet die Darmschleimhaut enorm und führt zur Degenerationserscheinungen und Entartung der mit ihr verbundenen physiologischen Bakterienflora. Auch Darmentzündungen sind gar nicht so selten.
Dadurch wird die Barrierefunktion der Darmschleimhaut gestört und es wandert aller möglicher Entzündungs- und Giftcocktail über das Blut der Pfortader direkt zur Leber. Die fängt natürlich beizeiten an "zu stöhnen" weil sie nicht mehr alles entgiften kann, was da so angeschwommen kommt. Ergebnis: Leberschwäche, Leberstauungen, Ablagerungen in der Gallenabflußkanälen. Die Entgiftungsleistung der Leber läßt nach und zahlreiche andere regenerierende und Stoffwechselfunktionen dieses Organs ebenso. Der Mensch fühlt sich schlapp und ausgelaugt. Immer öfter "zieht" es unter dem rechten Rippenbogen...
Das geht dann auch am Magen nicht spurlos vorbei. Er wird noch mehr gereizt als vorher, die Dosis von Omeprazol und anderer Medikamente wird erhöht und alles geht in die nächste Runde diese Teufelskreises...
So ist das. Ich erlebe das recht oft bei Patienten, die neu zu mir kommen. Und so macher staunt, wenn ich ihm erklären muß, daß das Omeprazol überhaupt keine Heilwirkung hat, sondern lediglich ein "Stillhaltemittel" ist... Und wir versuchen mit vereinten Kräften wieder von diesem Mittel los zu kommen. Mittlerweile sind mir viele Patienten dankbar dafür, daß sie auf das Mittel verzichten können und sich wieder richtig wohl fühlen.
Solange manche Ärzte ihren Patienten immer noch beschwichtigend sagen können, daß es sich bei Omeprazol um ein "Magenschutzmedikament" handeln würde, erlaube ich mir einfach, einmal diese Wahrheit dazu zu schreiben.
Ein weites interessantes Problem ist die Frage nach den Ursachen dieser heutzutage so häufig auftretenden Magenbeschwerden. Dazu werde ich demnächst an dieser Stelle ebenfalls einige Erfahrungen aufschreiben.
Für heute soll das genug sein. Wer dazu Fragen hat oder eigene Erfahrungen beisteuern kann, ist herzlich eingeladen, hier mitzudiskutieren.
Liebe Grüße und alle guten Wünsche
Euer Hans
PS.: Im angefügten Foto findet Ihr die Omeprazol-Werbung einer Apotheke... (Einfach draufklicken, dann wird es größer.)